„Papa, mach mit! Mach doch mit, Papa!“ – So ein inbrünstiger Ruf aus
Kindermund kann einen manchmal ein bisschen unter Druck bringen. Oder
auch ein bisschen mehr. Was gibt es Schöneres, als so angebettelt zu
werden? Denn das heißt ja, so wichtig zu sein für die eigenen Kinder. Und
wie sie sich freuen können, wenn der Papa dann ordentlich mitmacht!
Freilich macht die Sache selbst dem Vater dann nicht immer genauso viel
Spaß, es sind doch oft auch Kinderspiele, die nur noch in gewissen
Grenzen spannend für einen selber sind. Irgendwann muss der Vater
irgendwie dann auch wieder den Absprung finden. Bald wird er ja wieder
ganz begeistert mitmachen, versprochen.
Es gibt da auch so Erwachsenendinge, um die er sich kümmern muss. Jetzt
ist es Corona. Das ging ganz schnell, wer hätte an so etwas gedacht? Und
neben den Gefahren für die Gesundheit sind bald die Probleme der
Betriebe und der Volkswirtschaft zu bedenken und zu bewältigen. Und
immer mehr wird es nun auch darum gehen, wie wir das seelisch
verkraften, was uns die Kontaktbeschränkungen und die Sorgen offenbar
auf lange Sicht abverlangen. Die Nöte der Kinder scheinen derzeit vielfach
unter dem Radar zu bleiben. Dabei trifft es sie sehr, auf Freundinnen und
Freunde zu verzichten, Großeltern nicht sehen zu dürfen, nicht draußen auf
Spielplätzen zu toben. Und sicher wird es sich irgendwie auch auswirken,
in fremden und sogar nahen Menschen immer auch eine
Ansteckungsgefahr wittern zu sollen.
Dass da etwas lauert, was groß und heimtückisch die Zukunft der Welt
bedroht, war schon vor Corona immer stärker wahrzunehmen, und es ist
nicht weg. Die Veränderungen des Klimas, sie waren auf einmal keine
blasse Theorie mehr, Hitze und Trockenheit spürten wir auch hier plötzlich
am eigenen Leibe, und wie soll das noch werden? Die Anstrengungen, den
Ausstoß von CO2 zu vermindern scheinen immer hinterher zu hinken. Wird
genug getan?
Nein!, schreien Kindern und Jugendliche den Erwachsenen entgegen. Zum
Beispiel in der Fridays for future-Bewegung. Das ist nicht immer gerecht.
Wollen wir nicht tatsächlich das Beste für unsere Kinder? Aber es ist nicht
Hauptaufgabe der Kinder, unsere Anschauungen und Pläne zu würdigen.
Sie halten uns – im Guten wie im Schlechten – den Spiegel vor. Und es
stimmt ja: Es ist unsere Vorstellung von Wohlstand, die die Ressourcen des
Planeten plündert, als wäre noch genug für alle und für alle Zeiten da.
Ganz bestimmte Vorstellungen sind das, nicht etwa zufällige oder
zwangsläufige. Und seien wir auch ehrlich, sie wurden stark von Männer
geprägt, von scheinbar „männlichen“ Werten, die in der Wirtschaftswelt zu
Buche schlagen. Und nicht von ungefähr sind unter den Stimmen, die sich
laut gegen die Ansprüche und Anklagen der jungen Generationen wehren,
vor allem ältere Männer in der Mehrzahl. Männer freilich, die mit ihrem
Lebenswerk oft ihren Kindern die Chancen auf ein gutes Leben vererben
wollten.
Jetzt sollen sie mitmachen. Sie sollen, so wollen es die Kinder, zu ihrer
Verantwortung stehen. Was genau da (mit-) gemacht werden soll, bleibt
möglicherweise erst einmal unklar. So wichtig es wäre, gute Ideen für ein
neues Wirtschaften zu haben, das die Umwelt-Ressourcen schont, den
Schadstoffausstoß reduziert und dabei die soziale Gerechtigkeit stärkt, die
sich auch noch umsetzen lassen, ohne zu neuen Verwerfungen zu führen –
so wichtig das alles ist, kommt es doch zuallererst darauf an, sich nicht
wegzuducken.
Sicher, die „Alten“ werden letztlich mehr Lebenserfahrung ins Feld führen
können, wenn es darangeht, wie die Welt nachhaltig verändert werden
kann. Sie werden freilich gut daran tun, auf die „Jungen“ zu hören. Haben
sie sich das nicht selber gewünscht, damals, als sie sich um ihre Zukunft
gesorgt haben? Schon damals bröckelte das Klischee, dass die Väter vor
allem dafür da wären, Geld zu beschaffen, wichtige Sachen zu produzieren
und den Laden zu schmeißen, komme, was da wolle.
„Papa, mach mit!“, heißt also, sich zusammenzutun und etwas gemeinsam
zu machen. Das ist symbolisch von großem Gewicht und wirkt sich auch
aus. Und es gibt vielleicht auch einen direkten Hinweis darauf, was getan
werden könnte. Es stellt den Blick neu ein: Es ist klug, an den Kindern
abzulesen, welche Bedürfnisse wirklich wichtig sind.